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AutorenbildChristian Schiede

Memento Mori: 4 Routinen, um sich als erwachsenes Mitglied einer Unternehmerfamilie mit der persönlichen Endlichkeit auseinanderzusetzen

Der Tod eines geliebten Menschen ist für jede Familie eine schwierige Erfahrung. Für Unternehmerfamilien kommt jedoch eine zusätzliche Ebene der Komplexität hinzu. Neben der emotionalen Belastung müssen sie auch den Verlust einer zentralen Figur im Familienunternehmen bewältigen. Daher ist es für Familienunternehmen unerlässlich, sich rechtzeitig und umfassend auf den Tod eines Familienmitglieds vorzubereiten. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie sich effektiv auf diese Herausforderung vorbereiten können.


Memento Mori – Gedenke des Todes. Diese alte Weisheit erinnert uns daran, dass der Tod ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist. Doch seine Auswirkungen auf Familienunternehmen können enorm sein. Unternehmerfamilien stehen vor der Herausforderung, nicht nur um ein geliebtes Familienmitglied zu trauern, sondern auch die betrieblichen und finanziellen Folgen dieses Verlustes zu bewältigen. Ohne angemessene Vorbereitung können diese Belastungen zu Chaos und Unsicherheit führen, sowohl im persönlichen als auch im geschäftlichen Bereich. Daher ist es entscheidend, frühzeitig und strukturiert zu planen.


Informieren Sie Ihre Familie über den Nachlassplan

Eine der größten Ängste nach dem Tod eines Familienmitglieds ist die finanzielle Unsicherheit. Viele Familien sind besorgt, dass nicht genügend Mittel für den Lebensunterhalt des überlebenden Ehepartners und der Kinder zur Verfügung stehen. Wir betonen in unserer Beratung immer die Wichtigkeit, dass alle Familienmitglieder frühzeitig und umfassend über den Nachlassplan informiert werden. Wir empfehlen dabei, einen digitales Schließfach mit allen relevanten Dokumenten und Kontakten zu erstellen und diesen regelmäßig zu aktualisieren. Dies gibt den Hinterbliebenen Sicherheit und Klarheit in einer ohnehin schwierigen Zeit.


Erstellen Sie einen digitales Schließfach mit allen Nachlassdokumenten und stellen Sie sicher, dass alle relevanten Familienmitglieder sowie Testamentsvollstrecker Zugang und Verständnis dafür haben. Erwägen Sie einen Wunschbrief zu verfassen, der Hinweise zum Umgang mit dem Nachlass gibt.

Die Information der Familie über den eigenen Nachlassplan ist der erste Schritt und die Grundlage für die nachfolgenden Maßnahmen. Ohne diese Information könnten die Familienmitglieder nach dem Todesfall planlos und verwirrt sein, was zu finanzieller Unsicherheit und unnötigem Stress führt.


Überprüfen und aktualisieren Sie Ihren Plan regelmäßig

Lebensverändernde Ereignisse wie Heirat, Scheidung, Geburt von Kindern oder der Tod eines Familienmitglieds können erhebliche Auswirkungen auf Ihren Nachlassplan haben. Daher ist es wichtig, den Plan alle zwei bis drei Jahre zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Ein veralteter Plan kann zu ungewollten Konsequenzen führen, was im Fall von unklarer Nachlassplanung nach dem Tod zu erheblichen steuerlichen Belastungen für die Hinterbliebenen führen kann, was manchmal einem Notverkauf des Unternehmens nach sich ziehen kann.


Setzen Sie sich regelmäßig mit Ihrem Nachlassberater zusammen, um den Plan zu überprüfen und sicherzustellen, dass er stets aktuell ist und alle relevanten Lebensereignisse berücksichtigt.

Die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung des Nachlassplans baut auf dem ersten Schritt auf. Ohne einen aktuellen Plan sind die Informationen, die Sie Ihrer Familie geben, möglicherweise veraltet und nicht mehr relevant. Dies kann zu erheblichen finanziellen und rechtlichen Problemen führen.


Stellen Sie sicher, dass jeder den Prozess versteht

Die administrative Aufgabenflut nach einem Todesfall kann für die Hinterbliebenen überwältigend sein. Es ist unserer Erfahrung nach sehr wichtig, dass alle Beteiligten den Ablauf und die notwendigen Schritte im Voraus verstehen. Wir benutzen dazu gern ein Flussdiagramm oder eine einfache Übersicht, die den Ablauf der Nachlassabwicklung bildlich und für die Betroffenen leicht verständlich darstellt. Dies kann helfen, Ängste zu reduzieren und Klarheit zu schaffen.


Arbeiten Sie eine verständliche Übersicht über den Nachlassprozess aus und besprechen Sie diese mit Ihrer Familie.

Das Verständnis des Prozesses ist der dritte Schritt und setzt voraus, dass die Familie bereits über den Nachlassplan informiert ist und dieser Plan aktuell ist. Ohne diese Voraussetzungen wäre es sinnlos, den Prozess zu erklären, da die Grundlagen fehlen würden. Dies könnte zu Missverständnissen und weiteren Problemen während der Nachlassabwicklung führen.


Planen Sie die Konsequenzen für das Unternehmen ein

Neben einem persönlichen Nachlassplan ist auch ein detaillierter Plan für die Unternehmensnachfolge unerlässlich. Dies umfasst eine klare Eigentumsvereinbarung und einen kommunizierten Nachfolgeplan. Ein gut durchdachter Plan stellt sicher, dass das Unternehmen auch nach dem Tod eines zentralen Familienmitglieds erfolgreich weitergeführt werden kann.


Entwickeln Sie eine umfassende Eigentumsvereinbarung und einen Nachfolgeplan für Ihre Unternehmensanteile und stellen Sie sicher, dass alle relevanten Personen darüber informiert sind.


Die Planung der Unternehmensnachfolge baut auf den ersten drei Schritten auf. Ohne einen klaren und aktuellen Nachlassplan, der den Familienmitgliedern bekannt und verständlich ist, kann die Unternehmensnachfolge nicht effektiv geplant oder umgesetzt werden. Dies könnte zu Instabilität und potenziell zum Scheitern des Unternehmens führen.


Staatliche Instanzen und rechtliche Aspekte der Nachlassplanung

Ein wesentlicher Teil der Nachlassplanung ist unserer Erfahrung nach das Verständnis der Rolle staatlicher Instanzen, wie des Nachlassgerichts, und die Berücksichtigung weiterer wichtiger Dokumente und Vollmachten. Das Nachlassgericht ist verantwortlich für die rechtliche Abwicklung des Nachlasses eines Verstorbenen. Es stellt sicher, dass der Nachlass gemäß dem Testament oder des Erbvertrags verteilt wird und dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt sind.

Eine umfassende Nachlassplanung muss immer Dokumente wie eine Patientenverfügung und verschiedene Vollmachten umfassen. Eine Patientenverfügung legt fest, welche medizinischen Maßnahmen im Falle einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls ergriffen werden sollen. Vollmachten, wie die Vorsorgevollmacht oder die Betreuungsvollmacht, erlauben es einer vertrauenswürdigen Person, Entscheidungen im Namen des Verstorbenen zu treffen, wenn dieser dazu nicht mehr in der Lage ist.


Stellen Sie sicher, dass Sie alle notwendigen rechtlichen Dokumente erstellt und bei den entsprechenden Behörden hinterlegt haben. Arbeiten Sie eng mit einem Nachlassanwalt zusammen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte Ihrer Nachlassplanung abgedeckt sind.


Ohne fachkundige Berücksichtigung staatlicher Instanzen, Steuern und rechtlicher Aspekte der Nachlassplanung wird es zu erheblichen Verzögerungen und teilweise existenzgefährdenden Problemen kommen. Dies kann nicht nur den Prozess der Nachlassabwicklung verlängern, sondern auch zu zusätzlichen Belastungen für die Hinterbliebenen führen.


Die Rolle der Familienverfassung in der Nachlassplanung

Eine Familienverfassung ist ein wertvolles Instrument, um die oben genannten Aspekte der Nachlassplanung zu strukturieren und zu dokumentieren. Sie ist ein formelles Dokument, das die Werte, Visionen und Governance-Strukturen einer Unternehmerfamilie festlegt. Die typischen Bestandteile einer Familienverfassung umfassen:

  1. Familienwerte und -mission: Definition der gemeinsamen Werte und der langfristigen Mission der Familie und des Unternehmens.

  2. Governance-Strukturen: Beschreibung der Gremien wie Familienrat, Beirat und deren Rollen und Verantwortlichkeiten.

  3. Nachfolgeplanung: Festlegung der Nachfolgeprozesse für Führungspositionen und Eigentumsübergänge.

  4. Konfliktlösungsmechanismen: Verfahren zur Beilegung von Konflikten innerhalb der Familie und des Unternehmens.

  5. Kommunikations- und Entscheidungsprozesse: Regeln und Methoden für die interne Kommunikation und Entscheidungsfindung.


Die hier ausgearbeiteten Punkte können wie folgt in eine Familienverfassung aufgenommen werden:


  • Nachlassplan und Informierung der Familie: In der Familienverfassung kann festgelegt werden, dass alle Familienmitglieder regelmäßig über den Nachlassplan informiert werden und Zugang zu den relevanten Dokumenten haben. Dies kann im Abschnitt über Governance-Strukturen und Kommunikationsprozesse verankert werden.

  • Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung des Nachlassplans: Es kann eine Verpflichtung zur regelmäßigen Überprüfung und Aktualisierung des Nachlassplans alle zwei bis drei Jahre in die Verfassung aufgenommen werden. Dieser Punkt kann im Abschnitt über Governance-Strukturen und Verantwortlichkeiten festgehalten werden.

  • Verständnis des Nachlassprozesses: Die Familienverfassung kann vorsehen, dass regelmäßige Schulungen und Informationsveranstaltungen stattfinden, um sicherzustellen, dass alle Familienmitglieder den Nachlassprozess verstehen. Dies kann im Abschnitt über Kommunikations- und Entscheidungsprozesse geregelt werden.

  • Unternehmensnachfolge: Eine detaillierte Planung der Unternehmensnachfolge kann in einem eigenen Abschnitt der Familienverfassung behandelt werden. Dieser Abschnitt sollte klare Regeln für die Eigentumsübertragung und die Nachfolge in Führungspositionen festlegen.


Entwickeln Sie eine umfassende Familienverfassung, die alle wesentlichen Aspekte der Nachlassplanung abdeckt. Stellen Sie sicher, dass dieses Dokument regelmäßig überprüft und aktualisiert wird und dass alle Familienmitglieder darüber informiert sind und Zugang dazu haben.

Weitsicht und Vorbereitung sind essenziell

Memento Mori – die Weisheit, sich an die eigene Sterblichkeit zu erinnern, kann Familienunternehmen dabei helfen, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um in Zeiten des Verlustes stabil zu bleiben. Eine sorgfältige Planung schützt vor Chaos und Unsicherheit und ermöglicht es den Hinterbliebenen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Trauerbewältigung und die Fortführung des Unternehmens. Indem Sie Ihre Familie informieren, Ihren Nachlassplan regelmäßig aktualisieren, den Prozess verständlich machen und die Konsequenzen für das Unternehmen einplanen, schaffen Sie die Grundlage für eine stabile und erfolgreiche Zukunft. Eine umfassende Familienverfassung kann all diese Aspekte strukturiert festhalten und die Kontinuität des Unternehmens sichern.


Beginnen Sie noch heute mit der Vorbereitung Ihres Nachlass- und Nachfolgeplans und entwickeln Sie eine Familienverfassung. Es ist ein Geschenk an Ihre Familie und Ihr Unternehmen, das weit über Ihren Tod hinausreicht.

Fazit

Ein klarer und gut vermittelter Nachlassplan bildet die Grundlage, auf der regelmäßige Aktualisierungen und das Verständnis des Prozesses aufbauen. Schließlich sorgt die Einbeziehung der relevanten Personen für die notwendige Stabilität und Kontinuität im Unternehmen. Wenn diese Voraussetzungen nicht rechtzeitig und inhaltlich gut genug geschaffen werden, riskieren Familienunternehmen, in Zeiten der Trauer und Unsicherheit schwerwiegende Fehler zu machen, die sowohl die familiären Beziehungen, als auch das Fortbestehen des Unternehmens gefährden können. Die Einbeziehung staatlicher Instanzen und die Berücksichtigung rechtlicher Dokumente wie Patientenverfügung und Vollmachten sind entscheidend, um den gesamten Nachlassprozess reibungslos und rechtssicher zu gestalten. Eine Familienverfassung bietet dabei einen strukturierten Rahmen, um alle diese wichtigen Punkte zu dokumentieren und zu kommunizieren.


 

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