Mit der kreativen Zerstörung Schritt halten: Familienunternehmen zwischen Wandel und Beständigkeit
- Christian Schiede
- 21. März
- 2 Min. Lesezeit
Die „kreative Zerstörung“ zwingt Unternehmen zur ständigen Erneuerung. Familienunternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Beständigkeit mit Wandel zu vereinen. Wer sich nicht anpasst, wird vom Markt verdrängt. Erfolgreiche Familienunternehmen beobachten Trends, experimentieren mit neuen Strategien und setzen auf langfristige Stabilität. Die Frage ist: Wollen Sie gestalten oder überrollt werden?
Die Illusion der Stabilität
Würde Thomas Hobbes heute durch die Straßen einer Großstadt laufen, er würde das Geschäftsleben als brutaler denn je empfinden. Der Wettbewerb ist gnadenlos, technologische Innovationen zwingen Unternehmen zur ständigen Anpassung. Es herrscht eine Dynamik, die viele Unternehmer überfordert.
Familienunternehmen sind davon nicht ausgenommen – im Gegenteil: Sie stehen vor der Herausforderung, Beständigkeit zu wahren und gleichzeitig mit dem rasanten Wandel Schritt zu halten.
Unternehmen im technologischen Strudel
Unsere Forschung und Beratung mit Familienunternehmen weltweit zeigt eine klare Entwicklung: Die Lebensdauer von Unternehmen schrumpft rapide. In den USA sind 50 % der Neugründungen nach fünf Jahren verschwunden, nur 16 % überleben eine Generation. Auch Spitzenunternehmen bleiben nicht verschont: 1970 lag die durchschnittliche Lebensdauer der Top-500-Unternehmen Amerikas bei 32 Jahren, 2010 nur noch bei 17 Jahren. Die Innovationszyklen verkürzen sich drastisch – Veränderungen, die früher Jahrzehnte dauerten, geschehen heute innerhalb weniger Jahre.
Vom Pionier zum Relikt: Ein Kreislauf ohne Gnade
Joseph Schumpeter prägte den Begriff der "schöpferischen Zerstörung": Branchen und Unternehmen entstehen, florieren und verschwinden. Die Zahlen belegen es: Von den 100 größten US-Unternehmen im Jahr 1917 existierten 1987 nur noch 18. Heute ist davon kaum noch eines übrig. Ein noch radikaleres Bild zeigt die Analyse von Baldwin Bell Green: In den letzten Jahrzehnten hat sich die „Sterblichkeitsrate“ von Unternehmen kontinuierlich erhöht. Wer sich nicht rechtzeitig anpasst, wird unweigerlich vom Markt verdrängt.
Warum einige Familienunternehmen überleben
Doch es gibt Ausnahmen: Unternehmen wie Daimler, Fiat und Ford existieren seit über 100 Jahren, obwohl sie sich ständig neu erfinden mussten. Was zeichnet diese Unternehmen aus? Unsere Analysen zeigen vier zentrale Faktoren:
Sensibilität für externe Veränderungen: Erfolgreiche Familienunternehmen ignorieren keine Trends. Sie beobachten den Markt aufmerksam und vermeiden die Tendenz zur Selbstzufriedenheit.
Toleranz gegenüber neuem Denken: Sie ermöglichen Experimente und tolerieren unkonventionelle Ideen.
Zusammenhalt rund um das Überleben: Die langfristige Existenz wird über kurzfristige Profite gestellt.
Konservativer Finanzansatz: Sie halten Liquiditätsreserven bereit, um in Krisen flexibel agieren zu können.
Drei Lektionen für Unternehmer
Branchenzyklen verstehen: Jede Branche hat ihren Lebenszyklus. Unternehmer müssen präzise analysieren, wo sich ihr Unternehmen befindet und ob es noch eine Zukunft hat.
Loslassen können: Unternehmen sollten bereit sein, sich von unrentablen Bereichen zu trennen oder das Geschäft an die nächste Generation oder einen strategischen Partner zu übergeben.
Neue Wege beschreiten: Parallel zur Kernstrategie sollten immer neue, unternehmerische Initiativen geprüft und entwickelt werden.
Geschwindigkeit entscheidet
Schumpeters Prozess der kreativen Zerstörung nimmt an Fahrt auf. Unternehmen, die an alten Strukturen festhalten, werden es schwer haben. Familienunternehmen, die langfristig denken und sich strategisch anpassen, haben hingegen eine überdurchschnittlich hohe Überlebenschance. Die zentrale Frage lautet: Wollen Sie die Zukunft aktiv gestalten oder von ihr überrollt werden?
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